Leica vs. Panasonic: Ein Monat mit der Panasonic S5IIX als Fotograf
Von Leica zu Panasonic? – Eine kurze Einführung
Was haben Leica und Panasonic miteinander zu tun? Schon 2018 entstand eine Allianz aus Leica, Panasonic und Sigma, die gemeinsam den L-Mount vorantrieb. Dieser Mount wurde zuvor bereits für Leica-APS-C-Kameras genutzt. Mittlerweile gehören der L-Mount Alliance weitere Hersteller wie DJI und Samyang an. Doch bereits vor dieser Kooperation gab es bei Kompaktkameras enge Verbindungen zwischen den beiden Traditionsmarken.
Mein Weg von der Leica SL2 zur Panasonic S5II X
Meine Leica SL2 musste im November in den Service nach Wetzlar – was hervorragend lief. Leider bedeutete das, eine Zeit lang ohne Kamera auszukommen. Denn ich liebe die SL2 und die Bilder, die sie produziert. Allerdings stößt sie bei Low-Light-Situationen und beim Autofokus an ihre Grenzen. Ab ISO 3200 leidet die Qualität spürbar, ab ISO 6400 ist es zwar noch nutzbar, aber nicht mehr optimal.
Genau an diesem Punkt kam mein Kameradealer (mittlerweile bei Foto Lambertin) ins Spiel und schwärmte mir von seiner Panasonic S5II vor. Ursprünglich hatte ich auch an die S5II gedacht – insbesondere wegen eines unschlagbaren Aktionspreises. Doch dann entdeckte ich die Panasonic S5II X: Im Prinzip die gleiche Kamera, jedoch laut Datenblatt mit ein paar zusätzlichen Features – unter anderem am Bildprozessor, optimiert für Videoproduktionen.
Erster Eindruck: Panasonic S5II X im Test
Mit diesem Wissen habe ich mir die S5II X für einen Testlauf ausgeliehen. Ich habe sie in den Bereichen Streetfotografie, Low-Light-Shooting und Alltag getestet. Mein Eindruck: Die Kamera ist unglaublich schnell, der Autofokus sitzt (dazu später mehr), und sie wirkt trotz vieler Einstellmöglichkeiten sehr vertraut. Dennoch ist die S5II X deutlich funktionsreicher als die sehr minimalistisch gehaltene Leica SL2. Nach kurzer Bedenkzeit habe ich zugeschlagen – und bin seither stolzer Besitzer einer Panasonic S5II X.
Handling & Kompaktheit
Ich habe fast immer eine Kamera dabei. Die Leica SL2 wiegt zwar nicht viel mehr, aber die Panasonic S5II X ist durch ihre geringere Gehäusegröße insgesamt kompakter und somit angenehmer für unterwegs. Im Street-Bereich schätze ich diesen Vorteil sehr. Gerade für spontane Motive, wechselnde Lichtverhältnisse (z. B. in der Stadionführung in der BayArena) und schnelle Schnappschüsse ist diese Kamera ideal.

BayArena Leverkusen bei Dämmerlicht mit Rasenlampen
L-Mount Alliance & Vergleiche
Es ist wenig überraschend, dass Leica und Panasonic Kameras mit ähnlichen Schwerpunkten entwickeln. Die Panasonic S1R steht der Leica SL2 nahe, während die S5 oder S5II an die Leica SL2-S erinnern. Die Bildqualität beider Marken ist dabei auf hohem Niveau – Unterschiede liegen eher in der Verarbeitung, der Software und dem Bedienkonzept. Mit der Leica SL3-S hat Leica übrigens kürzlich quasi eine modifizierte S5II X vorgestellt, fokussiert auf Video und Filmproduktion.
Autofokus & Akkulaufzeit: Große Stärken der S5II X
Was ich persönlich, im Vergleich zur Leica SL2 bei der Panasonic S5II X liebe sind der Autofokus und die Lebensdauer der Batterien.
Der Autofokus bringt eine unglaubliche Anzahl an Optionen und Einstellungen für jede Lebenslage mit sich. Einzig, der kleine Schalter – direkt neben dem Sucher – brachte mich einmal zur Verzweiflung. Habt ihr einmal versucht einen AF-Modus einzustellen und das Menü war einfach ausgegraut und ihr habt keine Idee warum? So ging es mir. Ich konnte den AF per Knopf steuern, aber nicht konfigurieren. In meinem Kopf war die Komplexität der neuen Kamera nicht angekommen und ich hab keine einzige Gehirnzelle dazu verwendet den AF-Schalter an der Kamera zu bedienen. Warum auch – die Leica hatte sowas nicht – ich hab 2 Jahre fast nur mit der Leica fotografiert.
Wenn man den Autofokus denn dann nutzt, kann man jegliche Formen und Größen der Felder konfigurieren, Menschen/Tiere inkludieren oder exkludieren. Die Felder lassen sich per Stick, per Wahlrad oder auch per Hand verschieben. Der AF trifft Zielsicher mit allen Objektiven die ich nutze (Dem Sigma 35mm f2, dem Sigma 50 f2 und dem Sigma 24-70 2.8) und das bei jeglichen Lichtverhältnissen.
Ein weiterer Punkt den Panasonic besser gelöst hat als Leica ist die Lebensdauer der Akkus. Bei der SL2 habe ich IMMER 2 Akkus dabei, weil einer nie reicht. Die Kamera frühstück Akkus, als gäbe es kein Morgen. So schön die Interkompatibilität zwischen den Modellen und der geile Mechanismus im SL/Q-System auch ist – die Akkudauer ist einfach nicht zeitgemäß. Das gilt leider auch für die aktuelle Generation. Zudem: Leica Kameras, wollen Leica-Akkus. Die Panasonic hat ein Sammelsurium an Drittherstellern die Akkus und Ladegeräte liefern.
Und jetzt zum größten Schwachpunkt. Das Menü und die Knöpfe. Ich liebe die SL-Serie für ihren Minimalismus und das fängt bei der Gestaltung an und hört bei der Menüführung auf. Jedes Menü ist durchdacht, logisch beschrieben und klar in sich. Panasonic hat es – finde ich – noch besser gelöst als etwa Sony, aber trotzdem – es gibt viele Funktionen die nicht immer klar sind. So etwa: Was genau tut der Dual-ISO in den zwei Stärken die er hat. Selbst in Foren findet man dazu verschiedenste Antworten. Dann gibt es AF-Einstellungen in quasi jedem Menü – auch im dedizierten AF-Menü. Da wäre ein nachjustieren per Firmware und eine Verbesserung des UI/UX echt wünschenswert. Wo wir bei einem positiven Punkt zum Abschluss wären: Panasonic, wie auch Leica patchen Funktionen in ihre Kameras und halten diese auf einem soliden Stand. Selbst die 2020 vorgestellte Panasonic S5, der Vorgänger der S5II, bekam zuletzt im Oktober 2024 – also vier Jahre nach Release – noch Firmware Updates. Das ist nicht selbstverständlich. Selbes gilt für die Leica SL 601 – diese wurde bereits 2015 vorstellt und erhielt mit der Firmware 4.0.1 im Frühjahr 2024 das letzte Update. SO geht man übrigens mit Kund:innen um. Kann sich jeder Hersteller was von abschauen.
Bildqualität:


100% Ausschnitt – ISO 16.000 – Panasonic S5II X (Bei rotem Licht von der Seite)
Dieser Ausschnitt ist ISO 16.000 und das Licht welches hier reinkommt stammt von einem roten LED-Spot. Das ist die eine der Situationen wo jeder Kamera anfängt zu struggeln. Die S5II X läuft hier aber zu einer unglaublichen Stärke auf. Das Rauschverhalten ist einfach sehr gut. Ja klar – in Farbe hätte ich das jetzt anders bewertet – trotzdem ist das hier ein Look der Nutzbar ist im S/W.
Fazit: Klein, Kompakt, Leistungsstark
Die Panasonic S5II X ist zwar auf Filmer ausgelegt, aber auch für Fotografen eine erstklassige Wahl. Sie kommt mit vielen der Funktionen, die bei der S5II per kostenpflichtigem Upgrade freigeschaltet werden müssten, bereits ab Werk.
•Preis-Leistung: Deutlich günstiger als Leica-Pendants (SL2-S oder SL3-S), bei nur minimalen Abstrichen im Handling und Design.
•Handlichkeit & Funktionsumfang: Besonders reizvoll für Streetfotografie und Low-Light-Situationen.
•Leica SL2 behalten? Für mich ist die SL2 weiterhin eine fantastische Kamera für Porträts und meine Farbbearbeitungs-Workflows. Aber unterwegs und für Street ist die Panasonic unschlagbar praktisch.
Wer eine “Kompaktkamera” (Vollformat) mit riesigem Funktionsumfang und Top-Leistung sucht, findet in der Panasonic S5II X ein echtes Biest – mit mattschwarzem Design und einem Preis, der im Vergleich zum Leica-System attraktiv ist.