Review: 35 mm / 1:2,0 APO Lanthar asphärisch VM (an Leica SL2)

Ein apochromatisches und asphärisches Objektiv mit hoher Abbildungsleistung und das ganze für unter 1200€? So in etwa war mein erster Gedanke als ich vor der Überlegung stand, welches Objektiv mich bei 35mm am ehesten auf der Leica SL2 begleiten wird. Warum ich extrem überrascht bin und warum mir der Autofokus am Ende egal war — ganz wichtig:
Kann ein Objektiv für 1100€ einem Objektiv für 7500€ Konkurrenz machen?

Warum das APO-Lanthar?

Für den Leica L-Mount ein passendes Objektiv für 35mm zu finden ist schwierig. Zum einen weil man bei 35mm auch manuelle Linsen für den M-Mount in Betracht ziehen kann und zum anderen weil es an guten Optiken nicht mangelt. Aus Wetzlar kommen erstklassige Optiken wie das Summicron-M 35mm/f2, das Summilux-M 35mm/f1.4 und das APO-Summicron-M 35/f2 sowie das APO-Summicron-SL 35/2 — allesamt extrem gute Linsen. Von Voigtländer kommen neben dem APO Lanthar (f2)(Affiliate) auch noch das Nokton (f1.4)(Affiliate), das Ultron (f2) und das Color Skopar (f2.5), die überall stärken und schwächen haben. Bis zum Kauf des APO Lanthar hatte ist das Nokton 35mm f1.4 II MC im Einsatz, war jedoch bei 47mp die die Leica liefert etwas ernüchtert. Dann wäre Panasonic mit dem 35mm f1.8 sowie Sigma mit dem 35mm f1.4, 35mm f2 und dem 35mm f1.2 im Ring. Kurzum eine riesige Auswahl an modernen Linsen, von denen viele in den letzten Jahren Neuaflagen erhalten haben. Wie soll man da eine Entscheidung treffen?

Für mich war neben der Abbildungsleistung auch die Größe ein Faktor, da das 50mm f1.4 Sigma Art schon sehr groß ist. Daher sollte 35mm etwas kleiner und handlicher als Doku-Brennweite werden. Damit waren die Sigma-Linsen alle raus. Zwar wäre das 35mm f2 ein kleines — mir aber von den Review-Bildern nicht ausreichendes Objektiv. Bei Voigtländer wäre der nächste Schritt das Ultron oder das APO Lanthar gewesen und ich entschied mich für die Linse die aus meiner Sicht die höhere Vergütung hat. Und warum kein Leica-Objektiv? Ein gebrauchtes Summicron-M Asph. kostet doppelt so viel wie das Voigtländer. Das APO-Summicron SL sogar dreimal so viel, neu bis zu viermal. Keine Frage — jedes dieser Objektive ist jeden Euro wert. Nur habe ich dieses Budget gerade nicht.

Technik:

Fallen wir mit der Tür ins Haus, der größte Unterschied zu den meisten anderen Objektiven ist die apochromatische Vergütung. Diese Korrektur reduziert Farbfehler und liefert so eine bessere Farbkorrektur.

9 Gruppen — 11 Elemente bietet Voigtländer in dieser Optik. Darüber hinaus gibt es 2 Asphärische Elemente. Besonders ist: F2, F2.8, F5.6 und F16 liefern eine runde Öffnung der Lamellen im Objektiv.

Verarbeitung:

Das Objektiv ist eine massive Metallkonstruktion. Der Fokusring geht mit angenehm ohne zu locker oder zu stramm zu sitzen. Der Blendenring klickt spürbar und ist ebenso leichtgängig. Insgesamt wirkt der Aufbau hochwertig. Nichts, was Wünsche offen lässt. Wobei doch. Die Tatsache, dass die Sonnenblende über 100€ zusätzlich kosten soll ist schon heftig. Bei der Sony-Version ist dies inklusive.

Bildqualität:

Bei Gegenlicht wirft das Objektiv kleine Lichtkreise. Ich habe einen UV-Filter von Exakta (Schneider-Kreuznach, Deutschland) vorne darauf als Schutzfilter. Bei Gegenlich gibt es keine Probleme im Kontrast und in der Schärfe. Chromatische Apperationen Fehlanzeige.

Bokeh: Wie Voigtländer verspricht — das Objektiv kann runde Bokehballs werfen. Hier bei Blende 2,8. Ich mag das Bokeh ehrlicherweise, sowohl die Neon-Reklame als auch bei den Autolampen und Ampeln.

Wenn man will kann man manchmal einen ganz feinen helleren Rand im Bokeh sehen — aber das ist so minimal, dass es eigentlich keine Rolle spielt.

Schärfe: Das Objektiv ist sehr scharf. Es ist nicht klinisch-scharf, es hat eine schöne angenehme Schärfe, die auch auf der hohen Auflösung der Leica SL2, mit der alle Bilder hier gemacht wurden bestens kommt.

Fazit:

Für 1100€ bekommt man ein Objektiv, dass ohne Abzüge mit Optiken wie dem Summicron-M konkurrieren kann. Man findet immer kleine Unterschiede, aber wir reden von wenigen Unterschieden. Ob man da so viel Unterschied sieht — das ist die Frage. Und wie viel mehr braucht man noch? Das Objektiv ist extrem gut verarbeitet, es ist scharf, die Farben sind toll, das Bokeh gefällt. Vermutlich kann das APO-Summicron-M 35mm das alles noch viel besser. Aber es kostet auch viel, viel mehr